11. März 2021 – Ja, Digitalisierung auch für Schulkinder vorantreiben, aber auch Kinder vor Pornos schützen! – OPEN PETITION unterschreiben!

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DIGITALISIERUNG BRAUCHT WIRKSAMEN KINDERSCHUTZ VOR PORNOGRAFIE

Laut § 184 StGB ist das Anbieten, Überlassen oder Zugänglichmachen von pornografischen Inhalten an Personen unter 18 Jahren ein Straftatbestand. Dieses Gesetz wird angesichts der freien Zugänglichkeit harter Pornografie ohne Altersverifikation und angesichts der Ausstattung von Kindern und Jugendlichen mit internetfähigen Endgeräten ohne entsprechende Sicherheitssoftware und ohne diesbezügliche klare Vorgaben täglich millionenfach verletzt.

Laut Artikel 3 der UN-Kinderrechtskonvention darf das Wohl von Kindern anderen Interessen und Maßnahmen niemals untergeordnet werden:  

„Bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, gleichviel ob sie von öffentlichen oder privaten Einrichtungen der sozialen Fürsorge, Gerichten, Verwaltungsbehörden oder Gesetzgebungsorganen getroffen werden, ist das Wohl des Kindes ein Gesichtspunkt, der vorrangig zu berücksichtigen ist.“

Forderungen:

1. Die Digitalisierung von Schule und der damit verbundene immer frühere und zeitintensivere Internetgebrauch muss endlich von effektiven Kinder- und Jugendschutzmaßnahmen begleitet werden. 

Dies schließt technische Lösungen wie verpflichtende Schutzsoftware ebenso ein wie systematische Aufklärung und Schulungen für Eltern und Lehrkräfte über die Risiken von kindlichem und jugendlichem Pornografiekonsum sowie über pädagogische Handlungsmöglichkeiten. 

Prävention von Pornografiekonsum im Kindes- und Jugendalter sollte zudem fester Bestandteil in den Lehrplänen der mit Sexualaufklärung und Medienerziehung befassten Fächer werden.

2. Die freie Zugänglichkeit von Pornografie für Kinder und Jugendliche muss zudem durch die Verpflichtung von Pornoanbietern zur Einrichtung eines Altersverifikationssystems verhindert werden.

3. Die Herstellung, Verbreitung und der Besitz von Gewalt- und Folterpornografie, die Straftaten zeigt und verherrlicht (z.B. Vergewaltigungen, schwere Körperverletzung oder Rachepornografie) sowie von Tier-, Kinder- und Jugendpornografie (§ 184a/b/c StGB) muss konsequent verfolgt und bestraft werden.

4. Das Herstellen, Hochladen und Verbreiten von Nackt- und Sexdarstellungen bzw. Aufnahmen des Intimbereichs ohne die Einwilligung der Dargestellten (Revengeporn, Upskirting u.a.) soll als selbstständiger Straftatbestand in das Strafgesetzbuch aufgenommen werden.

Begründung

Die kommentarlose Duldung des Zugangs zu Pornografie unabhängig vom Alter der Betrachter stellt einen massiven Eingriff in die sexuelle Sozialisation der jungen Generation dar.

Kinder mit pornografischen Inhalten zu konfrontieren bzw. durch entsprechende Bilder, Filme oder Reden auf sie einzuwirken, ist eine Form von sexuellem Missbrauch (StGB §176, (4) 4.).

Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Tabea Freitag aus Haste

Die DGG eV unterstützt OPEN PETITION 2021 3

https://www.openpetition.de/petition/online/digitalisierung-braucht-wirksamenkinderschutz-

vor-pornografie/unterschreiben/motivation

Die Forderung nach grundsätzlich allgemeiner, vollkommen umfänglich und gänzlich freier

Digitalisierung (auf Staatskosten) ist seit geraumer Zeit nicht mehr zu überh.ren, aber die

wahrscheinlich eintretenden Folgen werden ausgeblendet, … weil die meisten Menschen den direkten

Zusammenhang nicht sehen (wollen) und im Hintergrund massive wirtschaftliche Interessen die

Thematik befeuern und das an sich richtige Ziel unproblematisch aussehen lassen.

DIGITALISIERUNG BRAUCHT WIRKSAMEN KINDERSCHUTZ VOR PORNOGRAFIE

„Ich wurde die Bilder nicht mehr los. Pornos haben meine Phantasie vergiftet und meine

Kindheit gestohlen.“ „Er (Bruder) hat das jahrelang an mir nachgemacht und mir

Anweisungen gegeben, mich genauso wie die Frauen im Porno zu verhalten, mich wie

eine Sache benutzt. Niemand ahnte was davon.“ „Das Kopfkino ging auch in der Schule

weiter. Ich musste meine Mitschülerinnen und Lehrerinnen von Kopf bis Fuss abscannen

und erniedrigen, obwohl ich das nicht wollte.“ „Meine vorher lebenslustige, offene

Tochter war nicht mehr erreichbar, irgendwie abwesend und stumpf. Dann fand ich die

Chatverläufe mit mehreren Männern – voller pornografischer Inhalte von ihr.“

Missbrauch macht Kinder stumm und lebt vom Wegschauen der

Erwachsenen. Das gi lt auch für den größten Missbrauchsskandal unserer

Gesel lschaft:

Kinder und Jugendliche sind frei zugänglicher, vielfach gewalthaltiger Pornografie im

Internet alltäglich ausgesetzt. Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung von Schule

und Kinderzimmer und der Ausstattung mit mobilen Endgeräten in immer jüngerem Alter

werden bereits viele Grundschulkinder mit Inhalten konfrontiert, die ihre Grenzen

verletzen und ihnen nachhaltig schaden. Ein großer Tei l der Mainstream-

Pornografie zeigt körperl iche und verbale Gewalt, schwere

Misshandlungen und die Entwürdigung von Frauen und Teenagern (A.J.

Bridges et al, 2010; E. Shor, 2018).

Manche Kinder werden bei der Konfrontation mit solchen Inhalten

traumat isiert, andere gewöhnen sich an den schnel len Kick als

Selbstmedikation gegen Langewei le, Frust oder Einsamkeit. Je früher und

häufiger Kinder mit Pornografie konfrontiert werden, desto mehr prägt es

ihre Sicht auf Beziehungen und Sexual i tät. Ein regelmäßiger Konsum

fördert nachweisl ich Vergewaltigungsmythen („Frauen/Mädchen wol len zum

Sex gezwungen werden/genießen das“) und sexuel le Übergriffe, auch

unter Minderjährigen.

Mehr als die Hälfte der 11- bis 13-jährigen Kinder hat schon Pornografie

im Internet gesehen. Eine Mehrheit der Kinder spricht sich dafür aus, dass explizite

Webseiten für sie gesperrt werden (Studie des British Board of Film Classification BBFC,

2019). Im Jugendalter ist Pornografiekonsum inzwischen zum normgebenden Faktor der

sexuellen Sozialisation geworden: 71 % der 14-17-jährigen Jungen (10 % der

Mädchen) konsumieren mehrmals wöchentl ich bis tägl ich, 21 % sogar

tägl ich Pornograf ie im Internet (WDR Quarks-Studie, 2017). Die gegenwärtig

beschleunigte Digitalisierung von Bildungsprozessen wird nicht von entsprechenden

technischen und pädagogischen Schutzmaßnahmen begleitet. Dadurch wird dem

freiwilligen, jedoch illegalem Konsum bzw. auch der unfreiwilligen Konfrontation mit

Pornografie weiter Vorschub geleistet.

Laut § 184 StGB ist das Anbieten, Überlassen oder Zugänglichmachen von

pornografischen Inhalten an Personen unter 18 Jahren ein

Straftatbestand. Dieses Gesetz wird angesichts der freien Zugänglichkeit harter

Pornografie ohne Altersverifikation und angesichts der Ausstattung von Kindern und

Jugendlichen mit internetfähigen Endgeräten ohne entsprechende Sicherheitssoftware

und ohne diesbezügliche klare Vorgaben täglich millionenfach verletzt.

Laut Artikel 3 der UN-Kinderrechtskonvention darf das Wohl von Kindern anderen

Interessen und Maßnahmen niemals untergeordnet werden:

„Bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, gleichviel ob sie von öffentlichen oder

privaten Einrichtungen der sozialen Fürsorge, Gerichten, Verwaltungsbehörden oder

Gesetzgebungsorganen getroffen werden, ist das Wohl des Kindes ein Gesichtspunkt,

der vorrangig zu berücksichtigen ist.“

Forderungen:

1. Die Digitalisierung von Schule und der damit verbundene immer frühere

und zeitintensivere Internetgebrauch muss endl ich von effektiven Kinderund

Jugendschutzmaßnahmen begleitet werden.

Dies schl ießt technische Lösungen wie verpfl ichtende Schutzsoftware

ebenso ein wie systematische Aufklärung und Schulungen für Eltern und

Lehrkräfte über die Risiken von kindl ichem und jugendl ichem

Pornografiekonsum sowie über pädagogische Handlungsmögl ichkeiten.

Prävention von Pornografiekonsum im Kindes- und Jugendalter sollte

zudem fester Bestandtei l in den Lehrplänen der mit Sexualaufklärung und

Medienerziehung befassten Fächer werden.

2. Die freie Zugänglichkeit von Pornografie für Kinder und Jugendliche

muss zudem durch die Verpfl ichtung von Pornoanbietern zur Einrichtung

eines Altersverifikationssystems verhindert werden.

3. Die Herstellung, Verbreitung und der Besitz von Gewalt – und

Folterpornografie, die Straftaten zeigt und verherrl icht (z.B.

Vergewaltigungen, schwere Körperverletzung oder Rachepornografie)

sowie von Tier-, Kinder- und Jugendpornografie (§ 184a/b/c StGB) muss

konsequent verfolgt und bestraft werden.

4. Das Herstellen, Hochladen und Verbreiten von Nackt – und

Sexdarstel lungen bzw. Aufnahmen des Intimbereichs ohne die Einwi l l igung

der Dargestellten (Revengeporn, Upskirting u.a.) soll als selbstständiger

Straftatbestand in das Strafgesetzbuch aufgenommen werden.

Begründung

Die kommentarlose Duldung des Zugangs zu Pornografie unabhängig vom Alter der

Betrachter stellt einen massiven Eingriff in die sexuelle Sozialisation der jungen

Generation dar.

Kinder mit pornografischen Inhalten zu konfrontieren bzw. durch

entsprechende Bi lder, Fi lme oder Reden auf sie einzuwirken, ist eine Form

von sexuel lem Missbrauch (StGB §176, (4) 4.).

Zahlreiche internationale Studien belegen[1], dass regelmäßiger Pornografiekonsum die

Akzeptanz von sexueller Gewalt erhöht wie auch die Bereitschaft, diese in die Tat

umzusetzen. Tägliche Konsumenten (männliche Jugendliche) sind dreimal so häufig

Täter von sexuellem Missbrauch wie seltenere Konsumenten und konsumieren

sechsmal so häufig auch Kinderpornografie (Priebe et al, 2007). Laut BKA waren 2019

bereits 41 % der Tatverdächtigen im Bereich Kinderpornografie unter 21 Jahren (2018:

26 %), 23 % zwischen 14 und 18 Jahren (2018: 13 %)[2]. Pornografiekonsum fördert

zudem sexting und sexuelle Belästigung im Netz. Männliche Jugendliche, die häufiger

Pornografie konsumieren, nehmen Mädchen verstärkt als austauschbare Sexobjekte

wahr, neigen zu mehr sexueller Aggression, auch innerhalb von Beziehungen, und

äußern wesentlich häufiger den Wunsch, zu Prostituierten zu gehen und gewalttätige

Praktiken umzusetzen. Mädchen, die Pornografie konsumieren, werden häufiger Opfer

von sexueller Gewalt und fühlen sich stark unter Druck gesetzt, den dort vermittelten

Schönheits- und Sexnormen zu entsprechen. Viele Mädchen lassen sich dadurch auf

pornonormierte Praktiken ein, die sie als schmerzhaft, eklig oder entwürdigend

empfinden. Pornokonsum hat zudem ein hohes Suchtpotential und gefährdet die

Empathie- und Beziehungsfähigkeit. Längsschnittstudien zeigen: Je häufiger Jugendliche

Pornografie konsumieren, desto mehr trennen sie Sexualität von jedem

Beziehungskontext und halten Gelegenheitssex für normal.[3]

Der Einfluss von Pornografie auf Persönlichkeitsentwicklung, Beziehungsfähigkeit und

die Zunahme von sexueller Gewalt wird bislang unterschätzt oder verschwiegen. In der

Prävention von sexueller Gewalt und in der Vermittlung von Medienkompetenz muss

dieser Tatsache zukünftig angemessen Rechnung getragen werden. Es reicht nicht aus,

Heranwachsenden zu vermitteln, Pornos seien „nicht realistisch“.

Pol itik und Gesel lschaft müssen endl ich die Verantwortung dafür

übernehmen, Kinder und Jugendliche vor den vielfältigen Formen sexueller

und emotionaler Grenzverletzungen durch frei zugängl iche Pornografie

konsequent zu schützen.

https://doi.org/10.1177%2F1077801210382866 Ana J. Bridges et al, 2010:

Aggression and Sexual Behavior in Best-Selling Pornography Videos: A Content

Analysis Update

https://doi.org/10.1177%2F1077801218804101 Eran Shor, 2018: Age,

Aggression, and Pleasure in Popular Online Pornographic Videos

http://applications.devbureau.de/Porno-Auswertung-Charts/ WDR Quarks-

Studie 2017

https://www.bbfc.co.uk/about-us/news/children-see-pornography-as-youngas-

seven-new-report- f inds

https://doi.org/10.1177/0886260516633204 N.Stanley et al, 2016: Pornography,

Sexual Coercion and Abuse and Sexting in Young People’s Intimate Relationships: A

European Study

https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00224499.2016.1143441 J.

Peter & P.M. Valkenburg, 2016: Adolescents and Pornography: A Review of 20

Years of Research

[1] U.a. Stanley et al, 2016, Peter & Valkenburg, 2016, Priebe et al, 2007, Wright et al,

2014, 2016, Layden, 2016 u.v.m. Eine Zusammenfassung der internationalen

Wirkungsforschung findet sich in dem Praxisbuch zur Prävention von jugendlichem

Pornografiekonsum „Fit for Love?“ (www.fit-for-love.org)

[2] Pressemitteilung des BKA, Holger Münch, 11.05.2020. [3] U.a. Längsschnittstudien

unter niederländischen Jugendlichen, Peter & Valkenburg, 2006, 2008, 2010

Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Tabea Freitag aus Haste